Darwin, 5:30 Uhr, draußen ist es noch dunkel, als unser Wecker klingelt und wir aufstehen müssen. Während auf dem Flur vor unserem Zimmer einige Engländer, die gerade vom Feiern zurück ins Hostel gekommen sind, darüber diskutieren, warum einer von ihnen auf den Flur gepinkelt hat, mache ich mich auf den Weg zur Dusche und wundere mich über den regen Betrieb im Waschraum. Nach den ersten Spielen der Fußball-WM, die hier in Australien nachts live in den Pubs im TV laufen, haben viele wohl noch etwas gefeiert und machen sich gerade auf den Weg ins Bett, während wir uns beeilen müssen, um noch die Fahrkarte für den Bus zum Bahnhof zu kaufen. Im Transit Center hängen noch einige müde Gestalten wie wir herum, die auch auf irgendwelche Busse warten. Wieder einmal zeigt sich, dass in Australien alles ein wenig relaxter abläuft als in Deutschland, denn der Bus kommt auch etwas später als angekündigt. Der Busfahrer steigt in aller Ruhe aus, öffnet die Gepäckklappen an seinem Bus und beginnt mit dem Verkauf der Fahrkarten und der Ausgabe der Gepäckscheine, die am Rucksack befestigt werden müssen. Nach und nach trudeln weitere Mitfahrer ein und erst gegen 8:00 Uhr verlassen wir das Transit Center Richtung Bahnhof, der 20km südlich der Innenstadt liegt. Bahnhof ist etwas hoch gegriffen, denn es handelt sich genau genommen nur um ein langes Abstellgleis, auf dem der über 700m lange silberne Zug mit den zwei Lokomotiven wartet.
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The Ghan |


Unsere Rucksäcke sehen wir nur noch kurz wieder, als sie gewogen werden und dann direkt auf einen Gepäckkarren verladen werden und zum Zug transportiert werden. Fast wie im Flugzeug wird hier peinlich genau auf die Gewichtsgrenze für das Gepäck geachtet. Alles, was mehr als 20kg wiegt, muss leichter gemacht werden oder nachgezahlt werden. Unsere Rucksäcke liegen unter dem Limit und wir können unseren Voucher, den ich vom Reisebüro bekommen habe, in eine richtige Fahrkarte eintauschen und uns auf den Weg zu Wagen N machen. Dort werden wir von Gordon und Robyn, unseren Reisebegleitern im Red Kangaroo Sleeper, so heißt unsere Wagenklasse, in Empfang genommen. Normalerweise werden die Fahrkarten beim Einsteigen eingesammelt, aber gleich die erste Frage war, ob wir sie zur Erinnerung an die Reise behalten möchten. Natürlich wollen wir und so bekommen wir gleich einen ersten Eindruck von der Freundlichkeit und dem Service bei der australischen Eisenbahn. So beziehen wir unser eigenes kleines Abteil, zwei Sitze gegenüber mit einem kleinen Tisch in der Mitte und zwei herunterklappbaren Betten.
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Sandrine Erbsenhirn - wie ein Koala: essen und schlafen |
Sogar ein eigenes kleines Waschbecken mit Warm- und Kaltwasser ist vorhanden. Im Gang gibt es kostenlos Chilled Water, also Mineralwasser ohne Kohlensäure, und der nächste Wagen ist der Dining-Car. Dort gibt es Speisen und Getränke zu wirklich akzeptablen Preisen, Souvenirs und dort können auch die sogenannten Whistle-Stop-Touren gebucht werden. Dabei handelt es sich um Ausflüge, die man von bestimmten Bahnhöfen aus machen kann. Das besondere daran ist, dass der Zug so lange hält, bis die Gruppen wieder zurück sind und dann weiter fährt. Das ist sehr praktisch, denn man kann sein Gepäck im Zug lassen und muß nichts in Schließfächern einschließen oder mit sich herumschleppen. Wir buchen also gleich unseren geplanten Ausflug zur Katherine Gorge. Unterwges gibt es im Zug Informationen, wenn irgendwelche besonderen Sehenswürdigkeiten vom Zug aus zu sehen sind, alles sehr unaufdringlich und freundlich. Katherine erreichen wir um 13:20 Uhr, die Station ist ähnlich wie Darwin, aber an einem Durchgangsgleis gelegen. Wir machen uns auf den Weg zum Bus, der uns zur Katherine Gorge bringen wird. Nachdem alle Tourteilnehmer aus dem Zug ausgestiegen sind, wird der Zug auf ein Abstellgleis zurückgeschoben, damit das Durchgangsgleis für Güterzüge frei ist, und kurz vor Abfahrt wieder bereitgestellt. Im Bus fällt uns auf, dass der Altersdurchschnitt hier ca. 75 beträgt und ich vermutlich der drittjüngste im Bus bin, nach Sandrine und der Busfahrerin .... ;-). An der Katherine Gorge bekommen wir ein Eis und begeben wir uns auf ein Boot, auf das alle Businsassen passen. Zufällig sind noch zwei Plätze in Reihe 1 frei :-). Wir fahren im Boot durch die Katherine Gorge, einer Schlucht, in die sich der Fluß tief eingeschnitten hat.
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Ausflugsboot in der Katherine Gorge |
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Katherine Gorge |
Rechts und links ragen Sandsteinwände steil in die Höhe und am Ufer sieht man gelegentlich Krokodile im Schlamm liegen. In einer Flusskurve kommen uns zwei andere Boote entgegen und unser Boot gerät in die Bugwellen der anderen Boote. Der Bug unseres Bootes taucht ins Wasser ein und Reihe 1 bekommt eine ordentliche Dusche ab, die Kameras übrigens auch .... not amused. Ich versuche, alles so gut es geht zu trocknen, aber mit meinen nassen Klamotten klappt das nicht so richtig. Kurz danach beschlägt meine Spiegelreflexkamera von innen und ich habe schon die schlimmsten Befürchtungen. Gottseidank ist es draußen warm und der Niederschlag löst sich langsam wieder auf. Nach wenigen Minuten ist alles wieder ok. und ich staune, was meine Pentax so alles aushält. Auf halber Strecke der Bootstour ist umsteigen angesagt, Felsen versperren die Weiterfahrt und müssen auf einem Boardwalk umgangen werden. Unterwegs kommen wir an sehr alten Felsmalereien der Aborigines vorbei.
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Felsmalereien der Aborigines |
Die zweite Bottsfahrt wird noch spektakülärer als die erste, die Felswände sind jetzt noch höher und steiler und ein am Ufer fotogen daliegendes Krokodil läßt sich vom Boot, das bis auf wenige Meter heranfährt, nicht stören.
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Krokodil beim Sonnenbad |
Irgendwann wendet das Boot und es geht den gleichen Weg zurück bis zum Bus. Beim Aussteigen machen wir noch schnell ein paar Fotos von den Flying Foxes, die hier auch wieder zu Tausenden in den Bäumen hängen und vor sich hinkreischen. Der Bus bringt uns dann wieder zum Zug und die Fahrt geht weiter.
Inzwischen ist es Zeit für das Diner, also auf zum Dining-Car. Dort warten eine Backkartoffel und Chilli con carne und zum Nachtisch Schokopudding mit Whiskey auf uns .... mmmmhmmm. Wir genießen die entspannte Fahrt und das freundliche Serviceteam, freuen uns, dass wir nicht auf normalen Sitzen übernachten müssen und bereiten uns jetzt langsam auf die Nacht in unseren Klappbetten vor.
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